Station 6
Bahnhof
Standort: Bahnhofplatz 1
Architekt: Eduard Rüber, Nürnberg
1843/44 anstelle des Altensteinschen Palais errichtet
1868–70 aufgestockt und erweitert
1919 Ersetzung der Vorhalle durch einen geschlossenen Vorbau
Erlanger Bahnhof, 1890
Postkarte, Verlag Ernst Roepke, Wiesbaden | Stadtarchiv
Nachdem sich die Eisenbahn zum wichtigsten Verkehrsmittel entwickelt hatte, wurde der Bahnhofplatz zu einem einladenden Eingangsbereich der Stadt umgestaltet. Er wurde mit Bäumen bepflanzt und erhielt 1886 ein Blumenrondell mit Springbrunnen.
Mit dem Eisenbahnbau begann das Industriezeitalter. Erlangen lag an der Ludwig-Süd-Nord-Bahn, deren erstes Teilstück zwischen Nürnberg und Bamberg 1844 eröffnet wurde. Der Bahnanschluss ermöglichte den Aufschwung der Brauereien und die Ansiedlung neuer Unternehmen. Der ursprünglich eingeschossige Bahnhof und sein Vorplatz wurden noch im 19. Jahrhundert in einen repräsentativen Eingangsbereich der Stadt umgestaltet.
Die erste bayerische Fernbahn war die Ludwigs-Süd-Nordbahn von Lindau nach Hof. Erlangen lag an der ersten Teilstrecke zwischen Nürnberg und Bamberg, die 1844 eröffnet wurde. Der Erlanger Bahnhof zählt daher zu den ersten unter Staatsregie errichteten Bahnhöfen in Bayern. Leo von Klenze, bis 1843 Vorstand der Obersten Baubehörde in München, hatte in die Planung noch persönlich eingegriffen, um die Gestaltung dieses neuen Gebäudetypus nicht nachgeordneten Stellen zu überlassen.
Die ursprüngliche Ausführung war ein schlichter, eingeschossiger Sandsteinbau mit zwei kurzen Seitenflügeln, in denen die Wartesäle untergebracht waren. Der Mitteltrakt besaß auf der Stadt- und Bahnseite je eine offene Vorhalle. 1868–70 erfolgte unter Friedrich Bürklein ein Ausbau auf zwei Geschosse mit einer Arkadenloggia. Der heutige Zustand ist nach einer Sanierung 1991 äußerlich diesem Stand wieder angenähert, während das Innere komplett neu gestaltet wurde.
Weit mehr als der 1846 in Erlangen eröffnete Ludwigskanal erwies sich der frühe Anschluss an die Bahn als Vorteil für die Stadt, die noch unter dem Niedergang traditionsreicher Gewerbe wie der Strumpfwirkerei, Hutmacherei und Kattundruckerei litt. Die Bahn erschloss neue Rohstoff- und Absatzmärkte und sicherte den Transport von Konsumgütern und Arbeitskräften. Neue Unternehmen wie etwa die Mechanische Baumwollspinnerei siedelten sich in Bahnnähe an, und die Brauereien erlebten einen starken Aufschwung, so dass Erlangen zu einem Zentrum des Bierexports wurde.
Der Bahnhof von Erlangen, 1844
Stahlstich | Stadtarchiv
Der Stich zeigt die erste Ausführung des Erlanger Bahnhofs. Vor dem eingeschossigen Stationsgebäude erstreckt sich ein karger, von einer Abwasserrinne durchzogener Vorplatz. Im Hintergrund ist eine frühe Dampflok mit offenem Führerstand zu sehen.
Erlanger Bahnhof, um 1880
Foto | Privatbesitz
Der Bahnhof wurde erst in seiner zweiten Bauphase 1868–70 in ein repräsentatives Gebäude umgestaltet. Das Dach erhielt damals einen zweigeschossigen Glocken- und Uhrenturm. Die offenen Straßenrinnen verschwanden mit der Kanalisation 1883.