Station 14

Bahnhof Zollhaus

Standort: Luitpoldstraße 31a

1886 eröffnet
1963 stillgelegt
1967 Abbruch des Gebäudes
Station der Sekundärbahn nach Gräfenberg

Ansicht heute
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„Seku“ in der Ringstraße am Bahnhof Zollhaus, 1932

Foto | Privatbesitz

Am Bahnhof steht eine der kleinen Tender­loko­motiven der Gattung D XI, die die Kgl. Bayerische Staats­bahn für Lokal­bahnen ange­schafft hatte. 1932 fuhren auf der Strecke nach Gräfen­berg aber auch schon die ersten Triebwagen.

Der Bahnhof Zollhaus war eine Station der Sekundär­bahn nach Gräfen­berg. Die 1886 er­öff­nete Strecke führte vom Haupt­bahn­hof in die „Ring­straße“, um dann nach Osten in die Luitpold­straße einzubiegen. Hier ent­standen gegen Ende des 19. Jahr­hunderts drei­stöckige Miets­häuser, die Fabrik von Reiniger, Gebbert u. Schall und weiter im Osten zwei Kasernen. Mit dem Auf­kommen des Auto­verkehrs verlor die „Seku“ an Bedeu­tung, bis sie 1963 still­gelegt wurde.

Erste Überlegungen aus den Jahren 1870/71, eine Lokal­bahn von Erlangen durch das Schwa­bach­tal nach Gräfen­berg zu führen, ließen sich aus Kosten­gründen nicht ver­wirk­lichen. Finanzielle Erleichte­rungen brachte das baye­rische Lokal­bahn­gesetz von 1882. Die beteiligten Gemeinden mussten nun nicht mehr die Erd­arbeiten bezahlen, sondern nur noch den Grund­erwerb über­nehmen. Auf Anregung des Erlanger Bürger­meisters Dr. Georg Schuh wurde das Projekt wieder auf­ge­griffen und auf den Weg gebracht. Nach etwa ein­jäh­riger Bau­zeit konnte die Sekundär­bahn 1886 ein­geweiht werden. Die „Seekuh“ – wie die Bevölke­rung sie liebe­voll nannte – ver­besserte nicht nur den Personen und wach­senden Ausflugs­verkehr, sondern auch den regionalen Güter­transport und Waren­umschlag.

Die Strecke hatte eine Gesamt­länge von 29 km, davon lagen 18 km auf eige­nem Bahn­körper, 11 km wurden aus Kosten­gründen auf Straßen erstellt. Im Stadt­gebiet führte die Seku vom Erlanger Bahnhof auf der Haupt­linie bis hinter den Güter­bahn­hof, um hier nach Osten abzu­zweigen und in einem großen Bogen um die süd­liche Vor­stadt herum­zuführen. Nach der Ein­mün­dung in die Bucken­hofer Straße (seit 1896 Luitpold­straße) verlief sie auf der rechten Straßen­seite stadt­aus­wärts nach Osten. Diese Strecken­führung und die damit fest­ge­legte „Ring­straße“ waren für die weitere Stadt­planung von ein­schnei­den­der Be­deu­tung. Alle Vor­schläge zur Stadt­erweite­rung mussten an diesen breiten ge­bogenen Straßen­zug, die heutige Werner-von-Siemens-Straße, anbinden.

Der Bahnhof „Zollhaus“ – neben dem Erlanger Bahn­hof die einzige Halt­stelle der Seku im Stadt­gebiet – wurde als einge­schossiger, aber ansehn­licher Fach­werk­bau auf unbe­bautem Terrain errichtet. Ein noch weiter vorge­schobener Posten der Stadt­entwicklung war die Pflaster­zollstation, nach der er benannt wurde. Sie war 1881 vom Bohlen­platz an die Bucken­hofer Straße verlegt worden und wanderte mit dem Wachs­tum der Stadt noch einmal weiter nach Osten. Der Bahn­hof blieb und damit auch die Erinne­rung an das Zollhaus. So erhielt das hier ent­stehende Stadt­quartier den Namen „Zollhaus-Viertel“.

Mit der Massen­motori­sierung der 1950er Jahre verlor die „Seku“ rasch an Bedeutung. Außer­dem rächte sich jetzt, dass die Bahn keine durch­gehende eigene Trasse besaß. Strecken­weise durfte die Seku aus Sicherheits­gründen nur mit einer Höchst­geschwin­digkeit von 15 km/h fahren. Mangels Renta­bilität wurde der Abschnitt zwischen Neun­kirchen a. B. und Eschenau 1961 still­gelegt und der Verkehr auf der rest­lichen Strecke am 31.12.1963 end­gültig eingestellt.

Die „Seku“ beim Bahnhof Zollhaus, 1907

Foto | Siemens MedArchiv

Ein Dampfzug fährt gerade aus dem Bahnhof Zollhaus Richtung Gräfen­berg aus. Die Gleise führen entlang der Luitpold­straße, auf der sonst nur Fuß­gänger und Pferde­fuhr­werke unterwegs sind.

Fahrkartenkontrolle am Bahnhof Zollhaus, 1958

Foto: Rudi Stümpel | Stadtarchiv

Nach dem letzten Fahrplan von 1960 dauerte die Fahrt Erlangen Eschenau (19 km) 1 Stunde 13 Minuten. Damit war die Lokal­bahn der Konkurrenz mit dem Auto nicht mehr gewachsen.

Unfall vor RGS in der Luitpoldstraße, um 1930

Foto | Privatbesitz

Mit zunehmendem Auto­verkehr kam es häufiger zu Unfällen, da die „Seku“ in manchen Strecken­abschnitten keine eigene Trasse hatte. Hier ist eine rück­wärts fahrende Lok mit einem RGS-Lastwagen an der Fabrik­einfahrt zusammen­gestoßen und hat ihn ein Stück weiter geschoben.