Station 10

Logenhaus

Standort: Universitäts­strasse 25

Architekt: Carl Evora, Nürnberg

1890 eingeweit
Haus der Freimaurerloge „Libanon zu den drei Cedern“

Ansicht heute
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Das Logenhaus, um 1890

Fotopostkarte | Stadtarchiv

Die Fassade des Logenhauses ist dank der umfang­reichen Reno­vie­rungen der 1980er bis heute erhalten.

Die 1757 gegründete Frei­maurer­loge „Libanon zu den drei Cedern“ besaß während der Kaiser­zeit im Bürger­tum großes An­sehen. Das reprä­sen­ta­tive Logen­haus wurde 1889/90 für die damals 200 Mitglieder nach Plänen des Nürn­berger Archi­tekten Carl Evora im Stil des Histo­ris­mus er­richtet. Logen­zeichen und Wahl­spruch im Giebel weisen selbst­be­wusst auf seine Be­stim­mung hin. Herz­stück ist der „Tempel“ im Ober­geschoss.

Die Freimaurer-Bewegung ver­breitete sich im 18. Jahr­hundert von Eng­land ausgehend über ganz Europa. In den Logen kamen Ver­treter der gebil­deten bürger­lichen Schichten und von Teilen des Adels zusammen, um mit Hilfe gemein­samer Rituale an ihrer eigenen geistigen und mora­li­schen Ent­wick­lung zu arbeiten.

Die Erlanger Loge wurde 1757 unter dem Pro­tek­to­rat von Mark­graf Friedrich ins Leben gerufen. Den Vorsitz führten anfangs vor allem Adlige und in ihrer Blüte­zeit zu Beginn des 19. Jahr­hunderts Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren. Nach dem Über­gang Erlangens an Bayern verlor die Loge alle Uni­ver­si­täts­mit­glie­der, da baye­rische Staats­beamte keinen „geheimen Ver­bin­dun­gen“ ange­hören durften. Nach Auf­he­bung des Verbots 1850 gewann die Frei­mau­re­rei in bürger­lichen Kreisen neue An­hänger, und es kam 1875 zur Grün­dung einer zweiten Loge, der „Germania zur deutschen Treue". Nach außen wirkte die Loge vor allem im sozialen Bereich, indem sie z.B. den „Knaben­hort Sonnen­blume“ unter­stützte.

Als die Mitglieder­zahl auf etwa 200 an­ge­stie­gen war, beschloss die Loge den Bau eines eigenen Hauses an der Uni­ver­si­täts­straße. Das reprä­sen­ta­tive Sand­stein­ge­bäude wurde 1889/90 nach Plänen von Carl Evora im Stil des Historis­mus er­richtet. Der Archi­tekt gab dem Gebäude durch den Portikus, das sehr flache, kaum sicht­bare Dach und den Giebel­aufsatz mit dem Logen­zeichen und dem Wahl­spruch „Wahrheit Recht Menschen­liebe“ einen würde­vollen, fast sakralen Charakter. Im Erdge­schoss befanden sich die Haus­meister­wohnung, Archiv, Bibliothek, Club­zimmer und im hinteren Quer­bau der große Speise- und Ver­an­stal­tungs­saal. Das Ober­ge­schoss umfasste die Räume, die für Außen­stehende nicht zugänglich waren: den Logen­saal, den Meister­saal, das Vor­be­rei­tungs- und das „Dunkel­zimmer“, zwei „Conver­sa­tions­zimmer“ und Garderoben.

In der Weimarer Zeit ging die Mit­glieder­zahl auf­grund der wach­sen­den völkisch-natio­nalen Bewe­gung und deren Propa­ganda gegen die Frei­maurerei stark zurück. Unter dem massiven Druck der National­sozialisten lösten sich beide Erlanger Logen 1933 auf. Das Gebäude wurde am 4.7.1933 beschlag­nahmt und in ein dema­go­gi­sches Anti­frei­maurer­museum um­funk­tio­niert. Kurz nach dem Zwei­ten Welt­krieg kam es zur Wieder­grün­dung und zum Zusammen­schluss beider Logen. Die „Vereinigte Frei­maurer­loge Libanon zu den drei Cedern“ bezog 1950 das rück­er­stat­tete Haus, ver­mie­tete aber das Erd­geschoss. Heute hat dieser älteste noch bestehende Erlanger Kultur- und Gesell­schafts­verein 60 Mit­glieder und enga­giert sich für soziale und kulturelle Projekte.

Das Logenhaus, 1890

Foto: G. Rau, Ansbach | Stadtarchiv

Stolz zeigen sich zwei  Brüder vor dem neuen Logen­hauses an der entstehenden Universitäts­straße. Noch fehlt auf dem Giebel­aufsatz das Motto „Wahrheit Recht Menschenliebe“.

„Tempel“ im Logenhaus, um 1906

Foto | Stadtarchiv

Bei der neo­klassi­zis­ti­schen Umge­staltung 1913/14 wurden der hintere Teil des Saals durch Säulen abge­trennt, die Wand­nische ver­kleinert und das Fenster ver­mauert. Gleich­zeitig wurde der prunk­volle Gas­leuchter an der Decke durch elek­tri­sche Beleuch­tung ersetzt.

Im Garten des Logenhauses, um 1890

Foto: G. Rau, Ansbach | Stadtarchiv

Im Garten hinter dem Logen­haus trafen sich die „verschwie­genen“ Herren auch mit Familien­ange­hörigen. An der Grenze zum Nach­bar­haus befand sich eine Kegelbahn.