Station 2
Erich-Haus
Standort: Theaterplatz 22
Architekt: W. Harbauer, München
1886/87 errichtet
repräsentatives Wohnhaus und Kontor der Brauerfamilie Erich
Erich-Haus mit Haus Dreycedern, 2015
Foto: Bernd Böhner
Das Erich-Haus grenzt an das ehemalige Kühlhaus an, das 1976 zusammen mit dem Hauptgebäude der Brauerei zum Sozialzentrum Dreycedern umgebaut wurde.
Die Erich-Brauerei entwickelte sich unter der Leitung von Franz Erich bis 1870 zur größten Erlanger Exportbrauerei. Sein Sohn Martin Ernst Erich ließ 1886/87 das „Erich-Haus“ nach dem Entwurf des Münchner Architekten W. Harbauer im Stil der Neurenaissance errichten. Es zählt zu den repräsentativsten Wohnhäusern der Kaiserzeit in Erlangen und spiegelt den sozialen Aufstieg der Familie ins Großbürgertum.
Franz Erich, Sohn des gleichnamigen Gründers der Erich-Brauerei, ließ dieses Wohnhaus mit Kontor 1886/87 anstelle von zwei Bürgerhäusern im Stil der Neurenaissance errichten. Das prächtige, mit reichem Fassadenschmuck ausgestattete Gebäude ist ein steinernes Zeugnis für den Aufstieg der Familie Erich aus der kleinbürgerlichen Handwerkerschaft ins industrielle Großbürgertum. Die Zugehörigkeit zur neuen Oberschicht wurde glanzvoll bestätigt, als der Kronprinz und spätere König Ludwig III. im Jahr 1910 bei seinem Besuch in Erlangen hier für drei Tage Unterkunft fand.
Unmittelbar neben dem Erich-Haus lag die Großbrauerei, die aus einer Gründung der Familie Windisch im Jahr 1718 hervorgegangen sein soll. Keimzelle war das ursprünglich zweigeschossige Eckhaus an der Cedernstraße mit einem Sudhaus als Rückgebäude. Nach dem Erwerb durch Franz Erich 1848 wuchs die Brauerei dank des unternehmerischen Geschicks, der erweiterten Absatzmärkte des Zollvereins und des frühen Bahnanschlusses der Stadt zur 1869–74 größten Erlanger Exportbrauerei. Etwa in diesen Jahren wurden die sechs benachbarten Bürgerhäuser zwischen dem Altstädter Kirchenplatz und der Neuen Straße erworben und für den Neubau eines Kühlhauses, Kesselhauses und anderer Betriebsgebäude abgebrochen. Außerdem entstand auf dem Gelände östlich der Harfenstraße ein zweiter Betriebsteil mit Mälzerei, Büttnerei, Eishaus und Fasslager.
Trotz rückläufiger Exporte befand sich die Erich-Brauerei kurz vor 1900 auf dem Höhepunkt ihres Renommees, was nationale und internationale Auszeichnungen wie etwa bei der Weltausstellung in Chicago 1893 belegen. Der Erste Weltkrieg und die Wirtschaftskrisen der 20er und 30er Jahre verursachten einen Modernisierungsstau und leiteten den kontinuierlichen Abstieg ein. 1972 wurde die Erichbräu von der Patrizierbräu Nürnberg aufgekauft und drei Jahre später stillgelegt.
1976 erwarb die Stadt Erlangen die Brauereigebäude am Altstädter Kirchenplatz und errichtete hier unter teilweiser Erhaltung der Fassaden das Sozialzentrum Dreycedern. Das Erich-Haus befindet sich seit 1995 in Privatbesitz und wird seit dem gastronomisch genutzt. Dort, wo einst der Kronprinz nächtigte, kann heute jedermann Cocktails genießen und die Architektur des großbürgerlichen Hauses bewundern.
Erich-Haus, Fassadenaufriss, 1886
Bauzeichnung | Stadtarchiv
Hohe Proportionen und historisierende Schmuckelemente prägen die zweiachsige Fassade. Der Erker, hinter dem sich der Salon befindet, wird durch zwei Atlanten getragen. Das Portal ermöglicht die Durchfahrt zum Rückgebäude.
Wohn- und Brauhaus Altstädter Kirchenplatz 6, 1845/46
Lithographie | Privatbesitz
Die Lithographie zeigt die Brauerei vor dem Erwerb durch Franz Erich (1848). Das massive zweigeschossige Eckgebäude diente als Wohnhaus und Bierschenke. Dahinter befanden sich an der Neuen Straße das halbmassive Brauhaus und im Hof der Stall für die Pferde.
Hauptgebäude der „Exportbrauerei Franz Erich“, um 1880
Foto: Ferdinand Schmidt | Stadtarchiv
Zum Firmenfoto haben sich die Familie Erich, Brauereiarbeiter und Bierkutscher versammelt. Das Eckhaus wurde 1870 um ein Geschoss erhöht und an der Platzfront um drei Achsen erweitert. Im Vordergrund verlaufen offene Straßenrinnen, die das Abwasser abführen.